Fußball für Mädchen?

Meine Tochter möchte Fußball spielen! Warum? Ist das der richtige Sport für Sie? Und was sollte ich wissen?

Fußball gilt nicht umsonst als die „größte“ Sportart weltweit. Wer eine Weile selbst Fußball gespielt hat, wird wissen, welchen Spaß, welche Leidenschaft, welche Erlebnisse mit Freunden man aus dieser vielseitigen Sportart ziehen kann. Doch Fußball ist und kann so viel mehr, wovon insbesondere Mädchen ein Leben lang profitieren können (und werden).

Durch die notwendige parallele Schulung von Ballgefühl, Schnelligkeit, Ausdauer, Sprung- und Schusskraft sowie Wendigkeit erzielen FußballerInnen einen vielseitigen Trainingseffekt des gesamten Körpers. Anders als in vielen anderen Sportarten, bei denen nur ausgewählte Muskelgruppen eingesetzt und überproportionaler Aufbau dieser Muskeln trainiert wird, bringt ein derartig einseitiges Training im Fußball keinen Erfolg. Einen optimalen Leistungszuwachs erreicht man daher auch nur mit einem vielseitigen Training, das dazu noch Spaß macht. Das ist ganz sicher einer der Gründe, warum FußballerInnen so gern trainieren…

Selbst wenn die körperlichen Grundlagen bestmöglich geschaffen wurden – ohne eine optimale Koordination von „Körper und Geist“ wird das Fußballspiel nicht funktionieren. Denn während der Ballannahme, während des Sprints oder des Sprungs muss man die MitspielerInnen, den Ball und die GegenspielerInnen im Auge behalten (und auf deren Bewegungen reagieren). Und im Idealfall weiß man dabei auch noch ganz genau, wo das Tor steht…Das moderne Fußballtraining bezieht daher immer wieder auch Koordinationsübungen mit ein und verbessert die Reaktionsschnelligkeit der SpielerInnen.

Wenn die körperlichen Grundlagen gelegt sind und der Ball rollt, kommt es darauf an, dass alle SpielerInnen wissen, wie die Mannschaft gemeinsam angreift oder verteidigt. Es ist heute ausgeschlossen, als Gruppe von „EinzelkämpferInnen“ im Fußball noch Erfolg zu haben. Daher gilt es, als SpielerIn und als Mannschaft die eigenen Stärken zu kennen, im Spiel zu nutzen und die eigenen Schwächen als Team zu kompensieren. Fachleute nennen das „Taktik“. TrainerInnen werden daher versuchen, für bestimmte Situationen Lösungsansätze zu vermitteln. Und SpielerInnen lernen, diese Situationen zu erkennen und schnell nach den Vorgaben der Taktik zu handeln.

Eine Mannschaftstaktik kann nur funktionieren, wenn im Team entsprechend kommuniziert wird. Wer eine Gefahrensituation für das eigene Tor oder eine „Lücke“ beim Gegner erkennt, muss lernen, das Team in geeigneter Weise darauf hinzuweisen. Nur so kann das Team dann auch die Taktik der TrainerInnen erfolgreich umsetzen. Zur Kommunikation gehört auch, neben dem Platz zu lernen, an MitspielerInnen und TrainerInnen auch einmal Kritik zu üben und dafür den Mut, die richtigen Worte sowie den richtigen Tonfall zu finden.

„Elf Freunde sollt Ihr sein“ ist auf jedem Fußballfeld dieser Welt nicht nur ein Sprichwort oder eine leere Worthülse – es ist die Essenz dieses Mannschaftssports. Jeder hat schon erlebt oder davon gehört, wie ein eigentlich fußballerisch unterlegenes Team auf einmal den Meister besiegt hat – durch eine geschlossene und disziplinierte Mannschaftsleistung, in die jeder sein Bestes eingebracht hat. Die Schulung des Zusammenhaltes der Mannschaft über soziale, ethnische oder religiöse Grenzen hinweg – das alles wird in einem gut aufgestellten Fußballverein in jeder Trainingseinheit vorgelebt und eingefordert. Damit leistet der Fußball im Verein auch einen großen Beitrag zur sozialen Ertüchtigung unserer Kinder. Dabei hilft es, dass das Regelwerk des Fußballspiels klar formuliert und durch TrainerInnen und SchiedsrichterInnen durchgesetzt wird. Das allein gibt einem Kind die Möglichkeit, spielerisch das Einhalten klar gesetzter Grenzen zu lernen und die Bestrafung von Regelverstößen zu akzeptieren.

Kein Team wird auf Dauer funktionieren, wenn immer die gleichen SpielerInnen sich um den Auf- und Abbau der Trainingsgeräte kümmern, die schmutzigen Trikots waschen, die Trinkflaschen auffüllen oder den Ballsack und den Verbandskoffer tragen. Eine faire Aufgabenverteilung entsteht in einem gesunden Team meist von ganz allein – notfalls können die TrainerInnen auch etwas dabei helfen und Aufgaben zuteilen.

Nichts ist im Fußball schlimmer als ein Streit im Team – und nichts verbindet mehr als gemeinsame Erfolge und Niederlagen. Daher ist es essenziell, faires Verhalten innerhalb des Teams (aber auch gegenüber den GegnerInnen, den ZuschauerInnen, den SchiedsrichterInnen) als Grundlage des Fußballs zu begreifen und zu vermitteln. Auch wenn die Emotionen im Spiel einmal „mit einem durchgehen“ können – Grenzen sind einzuhalten und spätestens nach Ende des Spiels gilt es, sich die Hand zu reichen und den Streit aus der Welt zu schaffen. Gute TrainerInnen werden auf diese elementaren Dinge großen Wert legen.

Fußballspielen lernt man nur, wenn man den Ball hat - aber die GegenspielerInnen werden den Ball nicht freiwillig abgeben. Daher ist der Zweikampf (auch einmal hart, aber in den Grenzen der Fairness) ein elementarer Bestandteil des Spiels. Hieraus ergibt sich die besondere Bedeutung des Mädchenfußballs:  Wie in allen Bereichen des Lebens ist auch im Sport und gerade im Fußball eine häufige Beobachtung, dass Jungs und Männer wenig Aufforderung brauchen, sich durchzusetzen. Wer kennt nicht die Beobachtung vom Bolzplatz, wo Jungs die Mädchen nicht mitspielen lassen. Das Fußballfeld ist daher der perfekte Ort für ein Mädchen, diese Ausgrenzung zu hinterfragen und sich dem entgegenzustellen. Mit Ehrgeiz (und ein bisschen Mut) gelingt es schnell, den nötigen Respekt einzufordern. Nach wenigen Minuten des gemeinsamen Spielens verschwindet nämlich die Geschlechtergrenze, weil auf einmal nur die Leistung zählt – wer erkämpft den Ball besser, wer rennt schneller, wer schießt genauer? Das können gerade auch Jungs sehr schnell erkennen - und anerkennen.

Viele Eltern und viele TrainerInnen können bestätigen, dass sich fußballspielende Mädchen in wenigen Jahren von schüchternen und konfliktscheuen Kindern zu selbstbewussten jungen Frauen entwickelt haben, die sich im direkten Wettkampf gegen Jungs behaupten können. Dieser Lerneffekt bleibt für das ganze Leben erhalten und ertüchtigt Frauen, die allseits gebotene Gleichberechtigung auch im Alltag außerhalb des Fußballfeldes aktiv einzufordern. Vor diesem Hintergrund wird sicher auch verständlich, warum die faire, aber intensive Zweikampfführung gerade im Training der Mädchen eine besonders große Rolle spielt.

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